Wie soll ich anfangen die Zeit nach Finns Geburt zu beschreiben?

Eine große Leere, eine Leere und ein Schmerz, von dem man weiß, dass man ihn den Rest seines Lebens in sich tragen wird und muss.

Ein großer Schritt der mir große Angst machte und viel Kraft forderte, war es, das Krankenhaus ohne mein Kind zu verlassen. Ich musste ihn zurück lassen, ohne ihn in das  Auto steigen, nach Hause fahren und ohne ihn in dieser leeren Wohnung an kommen.

Im Treppenhaus bin ich schnell mit einen knappen "Hallo" ohne aufzublicken an einer Nachbarin vorbei gelaufen. Ich wollte dieses fragende Gesicht nicht sehen, geschweige denn die Frage hören:" Wo ist denn der Kleine?"

Ich bin an einem Samstag entlassen worden und an dem Montag darauf musste mein Mann wieder arbeiten, da er nicht weiter freigestellt wurde. An diesem Montag musste ich den Termin beim Bestatter ohne ihn wahrnehmen. Nicht alleine, dank meinder Schwiegermutter, aber ohne meinen Mann.....Alles geschah wie in Trance, es war einfach nur ein Funktionieren...Ich saß nach der Entbindung meines Sohnes beim Bestatter...wie konnte das sein und wieder war es diese Warum das in meinem Kopf hämmerte.

Warum ich? Warum wir? Warum Finn?Warum darf er nicht bei uns sein? Warum muss ich mir Gedanken um seine Beerdigung machen?

Dafür zu sorgen, dass er alles bei sich hatte, war das letzte was ich für ihn tun konnte. Seine Spieluhr, der kleine Esel (einen hat Finn, einen habe ich behalten), das Buch "Weißt Du eigentlich wie lieb ich Dich habe?", einen Brief, einen Stein in Herzform (auch davon gibt es zwei). Und dann wurde mir der Termin mitgeteilt: Am 31.07.2008 sollte seine Beerdigung stattfinden.....Somit war es nun offiziell.


Wie sollten wir diesen Tag überstehen? Wie soll ich es schaffen, diesen kleinen Sarg zu sehen und mein Kind zu beerdigen?

Die Tage bis zur Beerdigung spielten sich ab wie ein Film. Man schaut zu aber man ist nicht dabei. Meine Gedanken waren die ganze Zeit bei Finn.

Manchmal habe ich mir eingebildet ihn noch spühren zu können, dass er noch da ist in meinem Bauch, behütet, sicher. Dann wieder muss man sich mit "normalen" Fragen auseinander setzen, was soll ich anziehen, was muss noch vorbereitet werden. Das Gespräch mit dem Pfarrer und solche Dinge und wieder funktioniert man einfach.

Am Tag von Finns Beerdigung waren unsere Familien bei uns und auch unsere Freunde waren an unserer Seite.


Im Moment fehlt mir die Kraft Finns Beerdigung genauer zu bescheiben, ich werde versuchen dies nach zu holen.



Die Tage und Wochen danach waren einsam. Alle Familie und Freunde waren bemüht sich zu kümmern, aber nichts konnte diesen Schmerz bannen oder dieses Leere vertreiben.

Ich war einfach gerne alleine zu Hause, das hatte so etwas von Sicherheit. Ich hatte große Angst vor der Außenwelt. Vor den Blicken der anderen, vor den Fragen der Nachbarn. Zu Hause war der Schmerz nicht leichter zu ertragen, aber ich konnte mich meiner Sehnsucht zu meinem Kind voll hingeben. Weinen wann mir danach war, seine Fotos anschauen.

In diesem Schmerz war es für mich sehr erschreckend festzustellen, dass ich bald den Wunsch empfand wieder schwanger werden zu wollen. Ich wollte Finn nicht ersetzen, jeder weiß, dass dies unmöglich ist. Ich empfand so viel ungestillte Mutterliebe, die ich weitergeben wollte, weiter geben musste.

Ich war an einem Punkt, an dem ich merkte, dass ich einen neuen Sinn in meinem Leben brauchte, etwas, damit ich wieder auf mich Acht gebe. Ich wollte wieder schwanger werden, ich wollte ein Kind in meinen Armen halten. Ich wollte eine Mama sein dürfen.....

In dieser Zeit ging es meiner Oma gesundheitlich immer schlechter und ich besuchte sie jeden Tag im Pflegeheim. So auch am 17.12.2008. Ich kam wie jeden Tag vormittags, blieb übers Mittagessen und fuhr dann wieder nach Hause. An diesem Tag, bevor ich ging, stellte meine Oma mir die Frage, ob ich wieder schwanger sei. Aus dem heiteren Himmel.... Ich antwortete mit "Nein" und fuhr kurz danach nach Hause. An diesem Abend ist meine geliebte Oma in den Armen meines Vater gestorben.

Sechs Tage später, am 23.12.2008 machte ich einen Schwangerschaftstest, der positiv war.....Es war so wie ein altes Sprichwort sagt: Ein Leben geht, ein neues kommt.....

(Zwei Jahre hat es mich gekostet diese Zeilen aufzuschreiben, es ist mir sehr schwer gefallen)

 

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